Nachtfahrt zum Gardasee

Vom Chiemsee nonstop durch die Nacht zum Gardasee

 

Samstag, 12. Mai 2018 21:13

 

Nonstop durch Deutschland – 1060 Kilometer in 40 Stunden, ohne größere Pausen?

Das ist unser großes Ziel!

Am 23. Juni wollen wir um 4:30 Uhr in Flensburg gemeinsam starten. Die Strecke sind auf 10 Etappen aufgeteilt. Jeweils nach ca 100 Kilometer oder 4 Stunden Fahrzeit wird eine kurze Pause von etwa 15 Minuten eingelegt. Dabei können sich die Teilnehmer die Trinklaschen tauschen und Verpflegung für die nächste Etappe in Form von Riegel, Obst oder sonstigen Energiepräparaten in die Trikottaschen stecken. Dieser Modus wird bis zum Ende der Tour beibehalten.

Dafür braucht es natürlich viel Training und Vorbereitung.

Nach unserem einwöchigen Trainingslager vor Ostern in Italien stand nun der zweite Teil der geplanten Vorbereitung auf dem Programm. Nonstop durch die Nacht, vom Chiemsee zum Gardasee. 390 Kilometer in 13 Stunden im selben Modus.

In der Nacht vom 27. auf den 28.04.2018 haben wir unsere gemeinsame Nachtfahrt erfolgreich absolviert.

Am Nachmittag des 27.04.2018 wurden die Teilnehmer der Non-Stop-Tour und ihre Angehörigen bei der Maloja Clothing GmbH in Rimsting sehr familiär empfangen. Das zum Firmensitz umfunktionierte und zwischenzeitlich erweiterte ehemalige landwirtschaftliche Anwesen drückt sehr gut die Firmenphilosophie und die Einstellung zur "Work Life Balance" des Outdoorbekleiders aus. Nach der Empfangsrede bei strahlendem Sonnenschein und einer Werksführung sowie einem auf die Tour abgestimmten, aber dennoch gehaltvollen vegetarisch, veganen Fingerfood ging es an die Übergabe der Ausstattung. Extra für unsere große Tour wurde von Malojas Designern eine eigen Trikot-Kollektion entworfen die wir nun erhalten haben. Vom Münchner Sattelspezialisten  SQ-Lab gab es ebenfalls eine limitierte Edition. Alle Teilnehmer wurden außerdem mit veganen Energieriegeln, Koffeinpräparaten von Triebwerk und Getränkeflaschenausgestattet. Für jeden Fahrer stand eine Kunstoffbox mit seiner Startnummer zur Verfügun. Diese eigene Versorgungsbox wurde mit allem Notwendigen befüllt und ins Begleitfahrzeug bzw. Anhänger verladen.

Im Anschluss wurden die Räder nochmal gecheckt und die komplette Ausrüstung für die lange Fahrt durch die Nacht überprüft. Alle Räder müssen ja mit zugelassener Beleuchtung ausgestattet sein.  Die Fahrer tragen ausnahmslos reflektierende Jacken, Sicherheit geht vor. Um 18:30Uhr  ging es dann los auf eine 50 Kilometer lange Einführungsrunde. Das Einrollen, bei bereits tiefstehender Sonne aber herrlichem Wetter verlief absolut reibungslos und unterhaltsam.

Nach der lockeren Runde wurde es nun ernst. Mit Beleuchtung und angezogenen Leuchtwesten führte die Tour am Geigelstein vorbei ins Inntal und mit durchaus flottem Tempo auf der Bundesstraße in Richtung Brenner. Von Volders aus machten wir noch einen kleinen Umweg über die alte Römerstraße nach Matrei. Dann nutzten wir wieder die um diese Zeit verkehrsarme Brenner-Bundesstraße.

Alle vier Stunden wurde eine Pause eingelegt um die Trinkflaschen zu füllen und ev. ein paar Riegel in die Tasche zu stecken. Gegessen wird ja während der Fahrt. Hier ein Lob an unsere Helfer und deren Versorgungssystem, ohne das es uns wohl kaum möglich gewesen wäre, die vorgesehenen 15 Minuten einzuhalten. Bei jeder Pause standen für die Radler die Boxen nach Startnummer sortiert aufgereiht auf einem beleuchteten Platz bereit, perfekt.

Ab dem Brenner ging es rasant der Eisack entlang talwärts bis Bozen. Dann wieder im Gruppentempo der Etsch folgend bis Lavis. Langsam wurde es wieder hell, die Nacht scheint überstanden. Nach einer Frühstückspause mit Cappuccino und Brioche, die der ein oder andere auch dafür nutzte mal kurz die Augen zu schließen, ging es auf die letzten Kilometer nach Trento, vorbei an Rovereto und die ehemalige Bahntrasse entlang über die Passhöhe von San Giovanni nach Riva del Garda.

Wir haben unser Ziel gemeinsam erreicht! Wir haben die 390 Kilometer sehr gut und ohne Ausfälle absolviert. Die Erschöpfung und die Auswirkung der fehlenden Nacht stellte sich je nach Teilnehmer sehr unterschiedlich ein. Der eine hat den Grünstreifen am Parkplatz in Riva gleich für ein Nickerchen genutzt, andere haben den Tag ganz normal verbracht oder haben die folgenden Tage bereits wieder mit längeren Rennrad-Touren gefüllt.

Was haben wir aus der Nachtfahrt für Lehren gezogen? Wir müssen noch etwas an der Kommunikation in der Gruppe und zwischen den Gruppen arbeiten, um größere Abrisse und zeitliche Verzögerungen zu vermeiden.

Nach dieser Tour dürfte für jeden klar sein, was machbar ist und was nicht. Jeder weiß, woran er noch arbeiten und was er trainieren sollte. Auch was für jeden einzelnen in seiner Box Sinn macht, ist jetzt klarer: Was war zu viel oder was soll definitiv noch rein (Augentropfen, Kartoffeln, Nudeln, Schokocreme oder Wurstsemmeln?) Auch die Unsicherheit, ob die aufkommende Müdigkeit in den Griff zu bekommen ist, konnten manche klären.

Und sollte auf der Strecke der ein oder andere doch den Sinn seines Tuns hinterfragt haben? unser Credo ist: „Einfach radeln, weil´s Spaß macht und jeder Kilometer zählt!“


Alex Pfeffer

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