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Peter Scherrer wird Weltmeister im 24 h Einzelzeitfahren mit dem Rennrad in Kalifornien

Sauerlacher ging für radeln und helfen an den Start

Ultrasportler Peter Scherrer aus Sauerlach war wie immer voll motiviert für die Radsaison, die mit einem WM Titel bei der Ultraradmarathon Meisterschaft in Österreich perfekt begann.

Doch plötzlich war alles anders. Bei einem Vorbereitungsrennen in der Schweiz, kollidierte er am frühen Morgen mit einem Reh und brach sich dabei unter anderem zwei Halswirbel und zwei Brustwirbel. Die Diagnose, die der behandelnde Arzt ihm mitteilte, war sehr niederschmetternd. An Radsport sei in diesem Jahr nicht mehr zu denken. Nach kurzer Genesungszeit begann Peter wieder ganz langsam auf dem Hometrainer zu trainieren - jeden Tag ein paar Minuten länger. Die Zeit wurde knapp, denn es blieben nur acht Wochen bis zur 24h WM in Kalifornien. Der Heilungsverlauf verlief sehr gut und so stieg die Motivation täglich an, doch noch an der Weltmeisterschaft in Borrego Springs teilnehmen zu können.

Im Flugzeug Richtung Los Angeles dacht er dann an die letzten harten Wochen zurück und war glücklich unterwegs zu sein. Nach ein paar Tagen der Akklimatisation war es dann soweit. Extremradsportler aus der ganzen Welt waren am Start. Das Starterfeld und die Konkurrenz so groß wie noch nie. Das Ziel war circa 700 km in 24 Stunden nonstop und ohne Windschatten zu bewältigen. Der bisherige Rekord lag seit 2014 bei 640 km.

Die besonderen Schwierigkeiten des Rennens waren:

  • Eine total unbeleuchtete Strecke
  • Die extrem lange Nacht
  • Kälte in der Nacht und plötzlich auftretende Hitze
  • Sehr grober Asphalt
  • Der Straßenbelag von Schlaglöchern und Unebenheiten übersät
  • Kein Support (Verpflegung/Material) in der Nacht für mich

Peter Scherrer startete für www.radelnundhelfen.de, nach dem Motto jeder Kilometer zählt. Dabei versuchte er bei seiner Fahrt für den gehandicapten Jakob möglichst viele Spenden für ein Spezialrad zu sammeln.

Am 1.11. um 17:00 h ging es dann endlich mit der 1. Wave los (ca. 17 Fahrer). Peter Scherrer startete in der 6. und somit vorletzten Wave. Vom Start weg konnte er sofort die Führung in seiner Gruppe übernehmen und holte Fahrer für Fahrer der vorderen Gruppen ein. Nach einer Runde wurde es bereits dunkel und somit auch kälter. Innerhalb kürzester Zeit fiel die Temperatur von 30 Grad auf 10 Grad ab. Bereits nach der 2. Runde konnte er trotz Kälte die Führung in seiner Altersklasse ab 60 Jahren übernehmen. Bis ca. 22:00 h hielt er, nur mit einem Zeitfahranzug von Majola bekleidet, der Kälte stand. Mit inzwischen 20 Minuten Vorsprung auf seine Verfolger konnte er entspannt einen längeren Boxenstopp mit Batteriewechsel und Anlegen von wärmerer Radbekleidung durchführen. Mit Fäustlingen, Mütze, Überschuhe, Wärmepads, warmen Trikot, Beinlingen und Armlingen ging es dann weiter. Stunde um Stunde wurde es noch kälter. Bis zu 1,7 Grad wurden gemessen, also erneuter Halt und noch eine Wärmeweste drüber. Eine Winterfahrt in der Wüste, das hat er sich anders vorgestellt.

Vom Rennverlauf passte alles. Runde um Runde baute er seinen Vorsprung mit über 30 km/h in seiner Klasse aus, so dass er bereits nach 12 Stunden eine Runde Vorsprung (29 km) hatte.
Als große Schwierigkeit stellte sich die Selbstverpflegung in der Nacht heraus. Der Verpflegungstisch mit all seinen Materialien war von der offiziellen Verpflegungsstelle etwas abgelegen. So entstand immer wieder ein Zeitverlust. Zudem war durch die Kälte die Nahrungsaufnahme (Flüssignahrung von Ensure/Energizer von GSFood) eingeschränkt. Außerdem machten sich durch die ruppige Strecke langsam Sitzprobleme bemerkbar. Trotzdem blieb der Vorsprung konstant bei einer Runde. Gegen 07:00 h spitzte dann endlich die Sonne heraus. Ab 10:00 h wurde es urplötzlich warm und die Temperatur stieg auf über 30 Grad an. Erneuter Boxenstopp und alles Überflüssige ablegen. Die Rundenzeiten wurden nun immer langsamer, da sich das Kohlenhydratdefizit aus der Nacht deutlich bemerkbar machte. Trotzdem konnte er das Rennen kontrollieren. Nach und nach wurde ihm nun klar, dass er das Rennen in seiner Altersklasse gewinnen konnte, sofern nichts Außergewöhnliches mehr passierte.
Da es im Rennverlauf viele Pannen gab, war Vorsicht geboten. An der Borrego Springs Road gab es eine Stelle mit vielen Glassplittern, die man in der Nacht nicht gesehen hatte. Hoffentlich zerstörten die Splitter nicht noch den Reifen. Gott sei Dank haben die Schlauchreifen von Conti (Competition Pro LTD AL) und die Dichtmilch von Maribosa (Staps sei Dank) gehalten. Ansonsten gab es keinerlei Komplikationen. Inzwischen wurden schon 600 km absolviert. Mit müden Beinen, wenig Power und wenig Luft im Reifen rückte das Ziel immer näher. Schnell noch eine Cola und ab ging es wieder mit höherer Geschwindigkeit auf die letzten kürzeren Runden. Jetzt war klar, nur noch über die Ziellinie und der ersehnte WM Titel geht nach Sauerlach. Im Ziel standen dann 689 km zu buche, 1. Platz in der AK über 60 Jahre und neuer Rekord (inoffizieller Weltrekord) im Einzelzeitfahren über 24 Stunden sowie 10. Gesamtplatz von allen Fahrern auf der Strecke.

„Never give up!“